Da ist es also.
Ein Buch über meine fotografische Arbeit auf der Krebsstation des Kinder-UKE.
Jeden Donnerstag von Februar 2019 bis Februar 2020- insgesamt 42 mal begleitete ich mit meiner Kamera das Leben in all seinen Facetten auf der Station, hinzu kamen diverse Vorgespräche mit Klinikleitung und dem Personal.
Ich eignete mir mehr Fachwissen über die Krankheiten an, als ich es mir anfangs gewünscht hatte. Nichts davon kann man nach dem Fotografieren wegstecken wie eine Kamera, Speicherkarten oder Festplatten.
Kein Donnerstag, an dem das Fotografieren und das Erlebte nicht noch nachwaberten wie Nebel und erst verschwunden waren, als genug Licht und Zeit dazwischen kamen.
Wenn ich Donnerstags im Kinder- UKE fotografierte, wusste ich nie, was an dem Tag passierte, kannte oftmals keines der Kinder und konnte nicht ahnen, wie die Eltern auf unsere Anfrage und Vorstellung reagieren würden.
Gab es an dem einem Tag nur einen Besuch im Musikzimmer zu fotografieren, stand ich in der nächsten Woche plötzlich bei einer Lumbalpunktion (Entnahme von Nervenwasser) mit im Raum. Neben mir wurden Kinder sediert und haben Eltern geweint. Ich war bei der Verkündung schlechter Nachrichten, sowie den Entlassungen am Ende des letzten Therapieblocks dabei. Ich traf einen Jungen sechs Tage nach seiner ersten Diagnose und fotografierte andere Kinder, bei denen bereits feststand, dass eine Therapie nicht mehr dauerhaft lebenserhaltend anschlagen wird.
Die Schwere des Themas verbot fast eine Ausstellung oder ein dickes Coffee Table Book, welches man sich nach Feierabend bei einem Glas Wein zur Entspannung anschaut. Auch wenn sich schon zu Beginn abzeichnete, dass in den Fotos auch Leichtigkeit liegen würde, war uns allen trotzdem immer klar, dass etwas, was fotografisch noch nicht so ausgiebig gezeigt wurde, etwas Bedrückendes haben kann.
Erst als wir mit 2erpack Identity damit anfingen, über das Buch nachzudenken und unvoreingenommene Blicke auf das Bildmaterial geworfen hatten, fanden wir Wege, die Schwere zu lösen.
Ich habe mich schon vor dem Beginn des Projektes für einen dankbaren Mensch gehalten, aber die Zeit im Kinder-UKE hat mir andere und größere Seiten der Dankbarkeit beigebracht. Ich bin nicht nur dankbar für meine Gesundheit und die meiner Familie – ich bin auch sehr dankbar für die Möglichkeit, dieses Projekt fotografieren zu können, für das Vertrauen der Fördergemeinschaft, dankbar insbesondere Tina Winter, der Klinikleitung, dem ärztlichen Fachpersonal, den Pädagog*innen und vor allem den Eltern und Kindern. Besonders zum Dank verpflichtet bin ich den Fachkräften die mit ihrer Arbeit und ihrer Unterstützung das Allerbeste für jedes Kind zu erreichen bemüht sind.
Bereits ein Jahr, bevor Wissenschaftsfeindlichkeit und die Situation der Pflegekräfte in Krankenhäusern durch die Pandemie zu einem medialen Thema wurden, bekam ich einen tiefgehenden, nachhaltigen Eindruck davon, was Menschen auf der Station im Kinder-UKE leisten, oftmals angetrieben von Idealismus und Empathie. Dieses Buch ist kein Projekt über den Tod, sondern ein Projekt über das Leben, zu dem der Tod gehört.
Es ist damit aber auch ein Projekt über Hoffnung, Selbstaufgabe, Liebe, Verdrängung, Spaß, Wünsche, Rückschläge, Vertrauen und Verpflichtung.
Vielen Dank an alle, die mir dabei geholfen haben.
Das Buch hat eine erste Auflage von 1500 Exemplaren und kann kostenfrei zugeschickt werden.
Schreibt einfach eine Email mit dem Betreff Fotobuch und das Ganze geht seinen weg: buero@kinderkrebs-hamburg.de
Wir erhoffen uns aber natürlich eine Spende an die Fördergemeinschaft um Ihre wichtige Arbeit weiterhin ausbauen zu können.
Ich freue mich über das Teilen dieses Postings, mehr noch als sonst, denn die Arbeit meiner Mitwirkenden an diesem Buch kann nicht genug wertgeschätzt werden und über das Thema nicht zu viel informiert werden.